Liebe Mitbetroffene und Interessierte,
inzwischen blicke ich auf ein Jahr zurückgewonnener Lebensqualität und möchte an dieser Stelle von meinen persönlichen Erfahrungen hinsichtlich einer erfolgreich verlaufenen Lymphgefäßtransplantation berichten.
Mein sekundäres Lymphödem war durch eine Entfernung von Lymphknoten aus der Leiste entstanden und eigentlich war ich im Frühsommer letzten Jahres sehr gut ausgestattet mit Hilfsmitteln, MLD-Verordnungen sowie einer bewilligten Reha mit Sommertermin an der See. Trotzdem war meine Stimmung an einem Tiefpunkt angelangt, wenn ich an die Belastungen und meine ungewisse Zukunft dachte.
An dieser Stelle wurde ich auf die Möglichkeit aufmerksam, dass unter bestimmten Voraussetzungen eine solche Blockade im Lymphsystem mittels eines Umgehungskreislaufs überbrückt werden kann. Nach Vorstellung bei Herrn Dr. Felmerer + Team (Frau Dr. Tobbia-Sattler, Herr Dr. Zvonik) in der Chirurgieambulanz der
Universitätsmedizin Göttingen stand fest, dass bereits vorhandene Schäden noch nicht zu fortgeschritten waren, um diese OP (autologe Lymphkollektortransplantation) durchführen zu können und damit ein Fortschreiten aufzuhalten.
Es erfolgte dann nach meiner Reha die OP und inzwischen sind meine Probleme erfolgreich gelöst mit dem Bypass, der durch die Transplantation von zwei Lymphbahnen entstanden ist. Diese aus der Oberschenkelinnenseite des intakten Beins stammenden Lymphbahnen (dort sollen sich zwischen 16 - 20 befinden, deshalb können hier am besten welche entnommen werden) wurden vorsichtig heraus gelöst und durch einen dünnen Schlauch zur Stelle der Blockade geführt. Dort wurden dann die Lymphgefäßkollektoren angeschlossen, deren Klappen und Muskeln jetzt für den Transport der Lymphe sorgen, wo es sonst staute.
Schon wenige Wochen nach der OP waren die Narben soweit verheilt, dass ich meinem Beruf wieder in vollem Umfang nachgehen und Rehasport treiben konnte, und zwar ohne Kompressionsbestrumpfung. Und das Beste kommt noch: Das Gewebe am Oberschenkel des ehemals „bösen“ Beins ist wieder weich geworden und ich brauche keine Lymphdrainage mehr.
Angst hatte ich zu keinem Zeitpunkt, denn ich wusste mich in guten Händen und die Aussicht auf ein Leben mit weniger Beeinträchtigungen und vor allen Dingen einer besseren Zukunft hat mir die Entscheidung leicht gemacht. Ich bedauere nur, dass ich bei dieser spannenden OP nicht zugucken konnte.
Die OP ist bis heute ein voller Erfolg und ich würde den Entschluss dazu wieder treffen und mich vor allen Dingen auch immer Dr. Felmerer + Team anvertrauen, der über die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen auf dem Gebiet der Lymphologie sowie als plastischer Chirurg über Geschick und Geduld verfügt, die zarten Lymphgefäße mit mikrochirurgischer Nahttechnik zusammen zu fügen.
Ich würde mich freuen, wenn ich Mitbetroffenen Mut machen könnte, die Möglichkeit einer OP überprüfen zu lassen, um – wie bei mir eingetreten - wieder mehr Lebensqualität und Freiheit erlangen zu können.
(Detaillierte OP-technische Erläuterungen werden aktuell gegeben in der Fachzeitschrift
Lymphe & Gesundheit ,
Ausgabe 4/2011 Winter)
Artikel "Operative Heilung des Lymphödems" mit freundlicher Genehmigung durch Herrn Rainer H. Kraus: